-
Lösungen um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für Infrastrukturprojekte in der Ukraine
-
Projektwirtschaftlichkeit und -effizienz durch einen zentralen Ansprechpartner steigern
-
Warum ist das Konzept „One-Stop-Partner“ für die Begleitung von Projekten aus Deutschland in die Ukraine wichtig?
1. Lösungen um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für Infrastrukturprojekte in der Ukraine
Damit kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gewinnbringend in Infrastrukturprojekte in der Ukraine investieren können, bedarf es gezielter, projektbezogener Lösungen. Solche Maßnahmen sollten individuell für jedes Projekt entwickelt und konsequent umgesetzt werden. Im Folgenden werden konkrete Schritte vorgestellt, die auf Projektebene realisierbar sind.
1. Transparenz schaffen
A. Digitale Projektplattformen wie DREAM oder ProZorro stehen als digitale, zentrale Werkzeuge zur Planung, Koordination, Dokumentation und Durchführung komplexer Projekte, häufig in öffentlichen oder interdisziplinären Kontexten – z. B. im Bauwesen, bei Vergabeprozessen, in der Verwaltung oder in der internationalen Zusammenarbeit zu Verfügung. Um der Transparenz Rechnung zu tragen, ist es zu berücksichtigen, dass:
- Die Projekte an eine öffentlich einsehbare Projektplattform angebunden sind;
- Alle relevanten Daten: Budget, Zeitplan, Ausschreibungen sowie Fortschrittsberichte veröffentlicht werden.
B. Projektprüfung durch unabhängige Stellen insbesondere bei öffentlich oder international finanzierten Vorhaben (z. B. auf der Bundesebene durch KfW, BMWK oder durch EU oder Weltbank etc.) – hat mehrere wichtige Einflüsse auf die Transparenz, Projektqualität sowie das Vertrauen. Sie ist ein zentraler Baustein von den Maßnahmen zur Integritätssicherung und Qualitätskontrolle in einem Umfeld mit kontextspezifischer Verwaltungsstruktur. Dazu gehören:
- Externe Audits durch internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sowie lokale Ableger);
- Berichte über Mittelverwendung und Fortschritte.
2. Sicherheit erhöhen. Sicherstellung der Finanzierung sowie Risikoabsicherung.
A. Rechtsverbindliche Schutzklauseln und Sicherheitspartnerschaften bei Projekten mit der Ukraine haben zentrale Effekte – sowohl juristisch als auch politisch-strategisch. Sie schaffen den Rahmen für verlässliche Zusammenarbeit, Risikovorsorge und Vertrauensbildung, insbesondere in einem von Krieg, Reformprozessen und institutioneller Unsicherheit geprägten Umfeld. Folgende wichtige Aspekte sind zu beachten:
- In den Projektverträgen enthaltene Schiedsgerichtsklauseln (z. B. nach ICSID- oder ICC-Regelwerken);
- Verwendung von EU-konformen Verträgen, die dem deutschen oder internationalen Recht unterliegen.
- Kooperation mit lokalen Behörden und deutschen Repräsentanzen wie z.B. mit AHK Ukraine, Deutscher Botschaft.
B. Instrumente zur Sicherstellung der Finanzierung. Solche Instrumente kombinieren Vorfinanzierungsmöglichkeiten mit staatlichen Rückgarantien oder Risikoversicherungen, um Investitionen abzusichern und die Finanzierung zu erleichtern. Hier ein Überblick über die wichtigsten Programme und Akteure:
Programme der KfW Bankengruppe (Kreditanstalt für Wiederaufbau):
1. KfW-Unternehmerkredit / ERP-Förderkredit für Investitionen im In- und Ausland ist zinssubventioniert, oft mit Haftungsfreistellung (z. B. 50–80 %). KfW Entwicklungsbank (Tochter für Entwicklungsfinanzierung) beteiligt sich an Projekten und bietet Ko-Finanzierungen mit DEG, Weltbank, EIB etc.
2. Produkte der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH steht für:
- Langfristige Darlehen, oft mit Rückzahlung erst nach Projektanlauf.
- Eigenkapital-ähnliche Mittel (Mezzanine-Finanzierungen).
- Finanzierungen ab 750.000 €, auch in Fremdwährungen.
- Projektbegleitung, inklusive ESG-Standards.
DEG trägt in vielen Fällen einen Teil des Risikos (z. B. politische Risiken) oft in Verbindung mit Bundesgarantien für Ungebundene Finanzkredite (UFK), Investitionsgarantien des BMWK
3. Auch Europäische Entwicklungsbanken: European Investment Bank (EIB), European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), European Development Finance Institutions (EDFI) bieten Leistungen zur Sicherstellung der Finanzierung:
-
zinsgünstige Vorfinanzierung mit langen Laufzeiten.
-
Garantieinstrumente (First-Loss-Garantien, politische Risikodeckung).
-
Beteiligungen an Fonds oder PPPs (Public-Private Partnerships).
4. Exportkredit- und Investitionsgarantien bieten Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen) durch den Bund. Sie sichern Zahlungsausfälle bei Exportgeschäften ab. Investitionsgarantien des BMWK bietet Absicherung von Direktinvestitionen im Ausland gegen politische Risiken. Sie bieten kombinierte Absicherung mit KfW-/DEG-Krediten oder EU-Mitteln.
5. Um die Zahlungsströme zu sichern, werden Zahlungen auf das Treuhandkonto durch Einrichtung eines Escrow-Kontos vorgenommen. Dieses Modell sieht vor, dass Gelder nur nach Nachweis der Leistung freigegeben werden.
Politische Risikoabsicherung (PRI).
Sie kommt durch Abschluss von Investitionsgarantien über Euler Hermes (Deutschland), UFK-Garantien (ungebundene Finanzkredite) für Exportfinanzierung zustande und hat einen wesentlichen Einfluss auf internationale Investitionen und Exportgeschäfte in der Ukraine. Investitionsgarantien der Bundesregierung bieten deutschen Investoren Schutz vor unvorhersehbaren politischen Risiken. Als förderfähig gelten Projekte, von denen positive Wirkungen sowohl im Gastland (Ukraine) als auch in Deutschland zu erwarten sind. Zum Beispiel durch den Aufbau von Know-how oder die Schaffung und Erhaltung von qualifizierten Arbeitsplätzen. Darüber hinaus muss das Projekt sozial und menschenrechtlich unbedenklich sein. Die Investitionsgarantien des Bundes haben eine doppelte Wirkung. Die Bundesregierung sichert dem Unternehmen während der gesamten Laufzeit des Projekts politische Unterstützung zu. Drohen Maßnahmen wie z.B. Enteignungen, unterstützt der Bund das Investorunternehmen in seinen Beziehungen zur Regierung des Gastlandes (Ukraine). Auf diese Weise können Verluste oft verhindert werden.
Die folgenden Investitionen können gedeckt werden:
- Beteiligung an dem Projekt, Unternehmen (Beteiligungen);
- Kapitalausstattung von Filialen oder Produktionsstätten (Zielkapital);
- aktienähnliche Darlehen von einem Aktionär oder einer Bank;
- Sonstige Rechte an Vermögenswerten (z. B. aus Warendienstleistungsverträgen oder Anleihen).
Voraussetzungen für die Übernahme von Garantien
Damit die deutsche Regierung Investitionsgarantien gewähren kann, muss auch sichergestellt sein, dass die Investition im Gastland, d.h. in der Ukraine, ausreichend geschützt ist. Dies ist in der Regel der Fall, wenn zwischen Deutschland und dem Gastland ein Investitionsförderungs- und -schutzabkommen geschlossen wird. Eine solche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine besteht. Im Jahr 2023 wurden Investitionsgarantien in Höhe von 280 Mio. EUR für 14 deutsche Unternehmen in der Ukraine mit einer Gesamtdeckung (Höchsthaftung) genehmigt. Im Jahr 2024 wurden Investitionsgarantien des Bundes für Projekte deutscher Unternehmen in der Ukraine mit einem Gesamtvolumen von etwa 340 Millionen Euro übernommen. Diese Zahl umfasst sowohl neue als auch bestehende Garantien. Die Anzahl der abgesicherten Unternehmen lag bei 21. Die Ukraine blieb auch 2024 das Land mit der höchsten Anzahl an genehmigten Investitionsgarantien. Im ersten Halbjahr 2024 belegte die Ukraine den ersten Platz bei der Anzahl der genehmigten Anträge. Investitionsgarantien können nur für Neuinvestitionen gewährt werden. Daher muss ein Antrag auf eine Investitionsgarantie gestellt werden, bevor die Investition getätigt wird.
Deutsche KMU können durch strukturelle Maßnahmen auf Projektebene sich an ukrainischen Infrastrukturprojekten zu beteiligen. Vertrauen, Risikoabsicherung und Prozessklarheit stehen im Zentrum der Lösungen. Wichtig ist, dass diese Maßnahmen nicht abstrakt, sondern in jedem einzelnen Projekt konkret verankert und institutionell begleitet werden.
3. Projektwirtschaftlichkeit und -effizienz durch einen zentralen Ansprechpartner steigern
Die Einrichtung eines zentralen Ansprechpartners (oft auch als „One-Stop-Partner“ oder „Koordinationsstelle“ bezeichnet) zur Begleitung von Projekten mit der Ukraine über die gesamte Laufzeit hat mehrere strategisch wichtige Effekte. Sie betrifft insbesondere Effizienz, Kommunikation, Steuerbarkeit und Vertrauensaufbau – und ist besonders in einem komplexen, multilateralen und teilweise instabilen Umfeld von großer Bedeutung.
1. Projektprüfung & Auswahl:
- Projektbeschreibung und Zielsetzung sind vollständig dokumentiert;
- Öffentliche oder private Trägerschaft ist eindeutig identifiziert;
- Projekt ist auf einer offiziellen Plattform registriert (z. B. ProZorro, EBRD-Projektliste);
- Es liegt ein Machbarkeitsnachweis (Feasibility Study) oder eine Wirtschaftlichkeitsanalyse vor.
2. Klare, vordefinierte Meilensteine:
- Strukturierung des Projekts in prüfbare, abgeschlossene Phasen (Design, Bau, Betrieb);
- Auszahlung von Projektmitteln an KMU nur bei klar definierten Fortschritten → reduziert Risiko von Ausfällen.
3. Digitale Bau- und Fortschrittsüberwachung:
- Einsatz von BIM (Building Information Modeling) oder Drohnenüberwachung zur Baustellenkontrolle;
- KMU erhalten Zugriff auf digitale Dashboards, um Projektstatus laufend zu überprüfen.
4. Bedeutung von vertrauensvoller Kommunikation bei Investitionsprojekten aus Deutschland in die Ukraine.
Eine reibungslose Kommunikation ist ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Planung und Umsetzung grenzüberschreitender Investitionsprojekte. Im Kontext von Projekten zwischen Deutschland und der Ukraine spielt sie eine besonders wichtige Rolle – aus folgenden Gründen:
- Sprachliche und kulturelle Unterschiede. Missverständnisse aufgrund sprachlicher Barrieren oder unterschiedlicher Geschäftskulturen können Projekte verzögern oder das Vertrauen zwischen Partnern belasten. Eine klare und kultursensible Kommunikation ist daher essenziell.
- Effiziente Koordination aller Beteiligten. Investitionsprojekte involvieren oft zahlreiche Akteure – von Unternehmen und Behörden bis zu Beratern und Dienstleistern. Eine strukturierte Kommunikation stellt sicher, dass Informationen zeitnah und vollständig weitergegeben werden und alle Beteiligten abgestimmt handeln.
- Rechtssicherheit und Transparenz schaffen. Bei Investitionen in der Ukraine ist es besonders wichtig, über die lokalen rechtlichen Rahmenbedingungen, Verwaltungsprozesse und Genehmigungsverfahren gut informiert zu sein. Hier hilft eine transparente Kommunikation mit lokalen Partnern, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
- Vertrauensaufbau und langfristige Partnerschaften. Gerade in einem politisch und wirtschaftlich dynamischen Umfeld wie der Ukraine ist Vertrauen ein entscheidender Faktor. Offene, kontinuierliche Kommunikation fördert stabile Geschäftsbeziehungen und unterstützt den nachhaltigen Projekterfolg.
- Höhere Reaktionsfähigkeit in Krisen oder Konfliktsituationen. Sie ermöglicht eine funktionierende Kommunikationsstruktur schnelle Abstimmungen und entschlossenes Handeln.
Die Finanzierung und Steuerung ukrainischer Infrastrukturprojekte ist komplex, aber nicht unlösbar. Mit einer Kombination aus internationaler Unterstützung, strukturellen Reformen und besserer Koordination können langfristige, nachhaltige Lösungen entstehen. Die internationale Gemeinschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle – sowohl finanziell als auch bei der Sicherstellung von Transparenz und Stabilität.
4. Warum ist das Konzept „One-Stop-Partner“ für die Begleitung von Projekten in die Ukraine wichtig?
Die Begleitung von Investitionsprojekten aus Deutschland in die Ukraine ist äußerst wichtig, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage, wirtschaftlichen Unsicherheiten und dem Wiederaufbaubedarf in der Ukraine. Investoren in Deutschland laufend zu informieren und projektbegleitend zu unterstützen –ist ein entscheidender Erfolgsfaktor und hier sind die wichtigsten Gründe dafür:
1. Asymmetrie beim Zugang zu Informationen bedeutet, dass nicht alle Akteure denselben Zugang zu entscheidungsrelevanten Informationen haben. In der Praxis kann das erhebliche Auswirkungen auf Fairness, Effizienz und Transparenz haben.
2. Vertrauensbildung und Risikominimierung:
- Kontinuierliche Information über die politische, wirtschaftliche und rechtliche Lage in der Ukraine reduziert Unsicherheiten;
- Eine verlässliche Ansprechstelle in Deutschland schafft Vertrauen und senkt die Einstiegshürden sowohl für Investoren als aus für Projektstakeholder.
3. Frühzeitiges Erkennen von Chancen:
- Investoren erhalten zeitnah Einblicke in neue Projekte, Ausschreibungen oder Förderprogramme;
- Durch den direkten Draht zu Entwicklungen vor Ort können sie strategisch schneller und fundierter reagieren.
4. Effektive Koordination zwischen Akteuren:
- Abstimmung zwischen deutschen Investoren, ukrainischen Partnern und lokalen Behörden wird erleichtert;
- Potenzielle Missverständnisse oder Verzögerungen durch kulturelle und rechtliche Unterschiede können vermieden werden.
5. Nachhaltige Projektentwicklung:
- Durch kontinuierliche Begleitung lassen sich langfristige und strategische Investitionen besser planen und umsetzen;
- Auch Risiken im Projektverlauf (z. B. Genehmigungen, Bauverzögerungen, politische Änderungen) können frühzeitig erkannt und gemanagt werden.
Das Konzept, Investoren in Deutschland aktiv zu informieren und zu begleiten – ergänzend zur Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort – ist ein strategisch kluger Ansatz. Es verbindet Marktnähe, Informationssicherheit und partnerschaftliche Umsetzung. Damit wird zur Stärkung der Transparenz und Effizienz im erfolgreichen Wiederaufbau der Ukraine Rechnung getragen.